angesichts des neuen Lebens im Hause Pohl und meiner deshalb oft sehr nachdenklichen Stimmung bringe ich gerne mal meine Gedanken zu „Papier“ um sie zu ordnen.
Als Züchter übernimmst du Verantwortung, nicht nur für das Leben, dass es ohne dich nicht gäbe, sondern in gewissem Rahmen auch für das des neuen Hundebesitzers, denn ein Hund, der nicht fit ist, belastet sowohl dessen Leben als auch das seines Umfelds.
Heutzutage im Rahmen der nahezu unendlichen Möglichkeiten der Veterinärmedizin muss fast keine Krankheit mehr zum Tod führen aber im Umkehrschluss kann eine ernste Erkrankung eine hundelebenslange Belastung nicht nur finanzieller Art werden.
Ich möchte hier nicht auf die Rechtslage eingehen, das überlasse ich lieber den Juristen, aber die moralische Verantwortung trägt in erster Linie der Züchter. Seine Möglichkeiten, diese zu erfüllen liegt in der sorgfältigen Auswahl der Zuchtpartner, dem Erlernen der theoretischen Grundlagen sowohl der Genetik als auch der rassespezifischen Probleme, durch sorgfältige Tests alles auszuschließen, was sich testen läßt, er sollte seine Hunde so gut wie möglich halten und aufziehen, somit das Erkrankungsrisiko so gering wie möglich halten. Ganz ausschließen kann er es deshalb aber nicht.
–Trotz sorgfältiger Zuchtauslese ist die Hundezucht immer ein wenig „russisches Roulette“. Das bedeutet, dass selbst der gewissenhafteste Züchter von der Natur einen genetischen Defekt präsentiert bekommen kann–aus der Urteilungsbegründung eines BGH -Urteils VIII ZR 281/04-
Und wenn dann trotz sorgfältiger Vorbereitung doch einer seiner Nachkommen an etwas erkrankt was man im weitesten Sinne der Genetik zuschreiben könnte, wie kann er dann verantwortungsvoll reagieren?
Zunächst bleibt ihm nur, die zuständige Verpaarung nicht zu wiederholen, da der überwiegende Teil der krankheitsrelevanten Gene rezessiv ist. Kommt es mehr als einmal vor, sollte er beide Elterntiere aus der Zucht ausschließen. Weitere Maßnahmen wären überzogen, denn z.B. bei jedem Verdacht eine ganze Linie zu verabschieden würde ganz schnell zu einer fahrlässigen Verarmung der Rassen führen.
Aber :
Der Züchter schafft den „Rohstoff“ , formen wird diesen der neue Halter und die Umwelt.
Wie oft es auch hier noch zu Störungen kommen kann ist inzwischen wissenschaftlich gesichert.
Seit das Forschungsgebiet „Epigenetik“ ausgebaut wurde, (um es rudimentär zu erklären, Gene können durch Umwelteinflüsse an- und ausgeschaltet, aber auch verändert werden) muss sich jeder Hundekäufer auch bewußt sein, wie weit sein eigener Einfluss und der Einfluss der Umwelt in der der Hund aufwächst auf das gesunde Leben seines Partners sein kann. Denn besonders im jugendlichen Alter bis zu einem Jahr wird noch so viel geprägt und geformt.
Fehler in dieser Lebensphase können nachhaltige Folgen für Gesundheit und Verhalten des tierischen Lebenspartners haben. Somit ist also nicht nur das Vorhandensein einer genetischen Veranlagung ursächlich für eine Erkrankung sondern auch die Tatsache, dass das Gen durch Umweltgeschehen, Haltung und Fütterung „eingeschaltet“ wird.
Großes Gefahrenpotential birgt hier natürlich die Großmacht der Industrie rund um den Hund, die Futtermittelindustrie, die vielen Heilsbringer und Hundetrainer, alle wissen „den Weg“ zu einem gesunden Hundeleben und oft bleibt der gesunde Menschenverstand, das Gefühl zur Natur des Hundes auf der Strecke , ersetzt durch irgendeine Heilslehre bis hin zur totalen Verunsicherung und nur, weil man alles richtig machen möchte.
Die lebenslange Verantwortung tragen also ganz selbstverständliche beide, Züchter und Halter, perfekt, wenn sie ein gutes Team sind, das zusammenarbeitet und sich gegenseitig zuhört. Einer kann vom anderen viel lernen. Und der Züchter kann nur lernen, wenn er informiert wird.
Andererseits ist er nicht für jedes „Übel“ ursächlich verantwortlich,. Das wäre er nur dann, wenn er zugunsten einer überzogenen Standardhörigkeit oder auf der Jagd nach dem Ausstellungssieg oder nach finanziellem Erfolg wissentlich in Kauf nimmt, dass ein Teil seiner Nachkommen gesundheitlich belastet ist.
Wenn es eine perfekte Formel für gesunde Lebewesen gäbe, würden wir sie doch bestimmt nutzen, denn auch wir haben die möglichen Krankheiten unserer Kinder sicher nicht beabsichtigt oder auch nur wissentlich in Kauf genommen.
„Du bist ein Leben lang verantwortlich für das was Du Dir vertraut gemacht hast“
dieser Satz von Antoine de Saint-Exupéry flößt mir manchmal Angst ein.
Kann ich das überhaupt tragen?
Aber sollen wir das den Menschen überlassen, die über sowas gar nicht nachdenken?
Schwierige Sache das – dennoch, ich freue mich auf die kommenden Welpen, denn am Ende ist es ja, bei allen Grübeleien, doch eine Zeit, die viel Freude bringt , neues Leben, neue Bekanntschaften und damit natürlich auch manchmal neue Sorgen.
Hoffen wir, dass die Freude überwiegt
In diesem Sinne !
Willkommen ihr neuen Erdenbewohner !
Hallo Frau Pohl, Ihre Gedanken ehren Sie. Ich wüsste nicht, wenn nicht Sie und Ihre verantwortungsvollen Züchterkollegen den Pudel weiterleben lassen würden, was dann dabei raus kommen würde. Wir Freunde und Weggefährten von Tieren aus guter Zucht wissen es sehr zu schätzen, welchen Beitrag Sie leisten. Unser Foxi ist ein Goldschatz und top vorbereitet worden auf das Leben mit uns und wir können toll anknüpfen. Das ist nur mit Ihrer Liebe, Fürsorge und Nestwärme möglich und niemals durch Massenvermehrer, bei denen schon die Mütter als Gebärmaschinen leiden müssen und Welpen schon von klein auf einen Horror erleben. Wir sind froh, dass es so liebe und tolle Menschen gibt wie Sie. Machen Sie weiter so…
Herzliche Grüße von einer stolzen Familie mit ihrem Mittelpudel Foxi
Sehr geehrte Frau Pohl,
Sie sprechen mir aus dem Herzen, denn wir haben leider sehr schlechte Erfahrungen mit Verantwortunglosen Züchtern, die auch im VDH sind, gemacht. Bei unserem super tollen Pudel wurde schon mit 9 Monaten ein Pertis diagnostiziert, der zur hohen Wahrscheinlichkeit vererbt ist. Die Züchterin und die Besitzerin der Rüdens ( es war bekannt, dass der Rüde und Halbgeschwister lahmten) waren nicht bereit ihre Tiere zu untersuchen. Sie züchten wahrscheinlich bis heut noch weiter. Heut ist unser Willi schon 13,5 Jahre alt und war nach seiner Op immer freudig, verspielt, super schlauer und mein bester Mitarbeiter in der Praxis. Jetzt geht es ihm leider gesundheitlich sehr schlecht und ich kämpfe mit mir, ob und wann der richtige Zeitpunkt ist, um ihn zu erlösen. Ja, die Verantwortung!!!
Eins weiß ich, mein nächster Pudel kommt nur aus ihrer Zucht, denn ich beobachte ihre Seite seit Jahren und spüre ihre Liebe und Verantwortungsbewusstsein zu ihren Tieren.
Es wäre nett, wenn sie mich auf Ihre lange Warteliste aufnehmen würden.
Mit freundlichen Grüßen C. Clemens
Antwort von Karin : Es ist in der Kleinpudelzucht VDH nicht vorgeschrieben, die Zuchthunde auf HD zu röntgen. Dabei würde auch ein Perthes entdeckt werden. Es ist auch ein Irrglaube der Verantwortlichen, dass es das Problem bei den Kleinen nicht gibt. Aber lieber den Kopf in den Sand stecken, sonst laufen einem die Mitglieder weg.
Liebe Frau Pohl,
danke für den sehr nachdenkenswerten Beitrag! Leider schieben meinem Empfinden nach viel zu viele Menschen ihre Verantwortung oft beiseite. Jedem anderen wird die Schuld zugesprochen, wenn es Probleme gibt, nur bei sich selbst schaut man nicht mal genauer hin. Das finde ich sehr schade… Umso mehr wünsche ich Ihnen ein gutes und glückliches Händchen bei der Auswahl der neuen Familien für den bevorstehenden Nachwuchs!
Herzlichst
Katy Oltmann
Liebe Frau Pohl
Bewegende Gedanken und auch der Grund, dass ich nie eine Züchterin, sondern eine „Behüterin“ geworden bin.
Ich bewundere es, wenn Jemand seine Lebensaufgabe so ernst nimmt und so verantwortungsbewusst handelt und denkt.
Hier vielleicht etwas was Ihnen gefallen könnte; Es ist ein kleiner Ausschnitt einer Rede die Charlie Chaplin an einem seiner Geburtstagsfeiern gehalten hat und mir immer wieder hilft meine Gefühle und Gedanken zu ordnen.
Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Problemen und Konflikten mit uns selbst und Anderen zu fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten.
Heute weiss ich, dass nennt man LEBEN.
(Die ganze Rede ist zu finden im Net unter: Als ich mich selbst zu Lieben begann von Charlie Chaplin)
Willkommen im Leben Ihr neuen Glückspudelchen 🙂
Liebe Karin,
eben kommen Juri und ich vom ausgiebigen Strandspaziergang (Halbzeit unseres jährlichen Schiermonnikoog Urlaubs) und ich habe kurz nachgesehen , ob die Cutie-Welpen schon da sind. Stattdessen gibt es Fotos von anderen Cutie Kindern, die beide so viel Ausdruck von Juri haben und dein nachdenklich stimmender Artikel. Absolute Sicherheit wäre gruselig. Verantwortliches Handeln, Empathie für die Tiere und die Menschen. Ich denke, davon hast du reichlich und dieser Artikel bestätigt das mir einmal mehr. Es ist so schön, einen Hund von dir an meiner Seite zu haben. Ich hoffe, das klingt nicht pathetisch. Herzliche Grüße von der Insel, Brinja und Juri
Liebe Karin
Du sprichst uns aus dem Herzen.
Wir waren vor einiger Zeit an einem Kurs über Epigenetik. Es ist sehr eindrücklich und faszinierend was alles zusammenspielt und unsere treuen Vierbeiner prägt.
Wir sind überzeugt, dass Deine Glückspudel den besten Start und die besten Voraussetzungen für ein glückliches Leben bei ihren und mit ihren Familien haben.
Wir drücken ganz fest die Daumen und heissen die neuen Erdenbürger herzlich willkommen.